Im letzten Jahr habe ich lange um die Qualifikation gekämpft, um sie mir dann mit dem drittem Platz bei der Challenge Almere und dem zweiten Platz bei der Challenge Paguera direkt doppelt zu sichern. Damit stand zum Ende der Saison 2016 das erste Highlight der Saison 2017 fest. Die Vorbereitung über den Winter und dann auch im Trainingslager auf Mallorca liefen optimal. Leider haben mir dann kleinere Verletzungen und Wehwehchen den ein oder anderen Stein in den Weg gelegt. Alles in allem war ich aber gut vorbereitet und überzeugt, dass ich eine gute Platzierung erreichen kann.
Angereist bin ich mit meinen Eltern schon am Dienstag vor dem Rennen. So hatte ich genug Zeit für die letzten kurzen Einheiten und um mich optimal vorzubereiten.
Am Mittwoch bin ich morgens ein bisschen gelaufen und Abends im Pool des X-Bionic Sphere, die Anlage auf der das Rennen stattfand, geschwommen. So einen Trainingspool hier zu Hause wünsche ich mir auch :-)
Donnerstag ging es dann das erste Mal mit dem Rad auf die Wettkampfstrecke gefolgt von einem Koppellauf mit zwei schnellen Kilometern. Freitag stand dann die Vorbelastung mit einem kurzen Lauf und einer Radeinheit an.
Das Schwimmen startete für mich sehr unruhig und ich fühlte mich nicht gut. Viel Treterei und Kreuz- und Quergeschwimme sorgten dafür, dass ich auf den ersten 500m häufiger ein paar Züge Brust schwimmen musste um wieder vernünftig Luft zu bekommen und ruhiger zu werden. Da habe ich viel Zeit verloren und das war alles andere als ein gelungener Start in das Rennen. Aber ich denke am Anfang einer Saison ist das normal. Besonders bei einer WM ist jeder aufgeregt, will seine beste Leistung abrufen und da geht es dann einfach schonmal sehr ungesittet zu. Zum Glück fand ich dann meinen Rhythmus, fühlt mich deutlich wohler und wird zum Ende der 1,9 Kilometer auch immer schneller. 31 Minuten waren zwar nicht die Zeit, die ich mir vorgestellt habe aber unter den Umständen war es dann doch eine Zeit, mit der ich zufrieden war und auch heute noch bin. Trotzdem liegt beim Schwimmen noch viel Arbeit vor mir, da ich dort im Verhältnis zu den schnellsten Athleten meiner Altersklasse einfach zu viel Zeit verliere.
Dann ging es raus aus dem Wasser, eine steile Brücke Richtung Wechselzone hinunter und ab auf's Rad. Die Zielsetzung war klar. 280 Watt sollten es im Schnitt werden. Die Trainingswerte waren gut und die Vorbelastung am Freitag mit 2x5min im Renntempo lief auch sehr gut. Noch nie hatten sich 280 Watt so easy angefühlt. Also dachte ich mir "Hey, das wird ein geiler Ride!" Leider spielte die Tagesform aber nicht mit und so wurden es lange, sehr harte 90 Kilometer. Die Radstrecke war nahezu komplett flach und es gab gefühlt nur 5 Kurven - Eine echte Drückerstrecke. Kopf runter und Kette rechts war das Motto. An den geplanten Wattwert kam ich vom ersten Meter nicht ran aber ich dachte mir, dass das vielleicht auch gar nicht so schlecht ist, weil ich dann mit frischeren Beinen auf die Laufstrecke komme. Die ersten 30km liefen auch echt gut. Ich hab mich gut gefühlt, ein 42er Schnitt stand auf dem Tacho und ich war sehr zuversichtlich. Leider ging es mir dann schlagartig schlechter, keine Ahnung warum. Die Ernährung passte bis dahin und ich bin gleichmäßig mit 260W im Schnitt gefahren. Möglicherweise fing ich dort an zu überhitzen. Das Wetter war heiß (Wir hatten schon auf der Radstrecke über 30 Grad) und ein Aerohelm bietet nicht grade die beste Lüftung. Im Nachhinein betrachtet wäre ich lieber mit meinem normalen Straßenhelm gefahren. Ich habe mich zwar immer mit Wasser an den Armen, dem Nacken und dem Oberkörper und den Beinen abgekühlt aber unter so einem Plastikhelm staut sich halt die Wärme.
Jedenfalls habe ich dann versucht ruhig zu bleiben, mich auf mich zu konzentrieren und weiter mit Druck auf dem Pedal weiterzufahren. Leider habe ich dann nach 50 Kilometern drei meine Gels verloren und da ich mir bei der Verpflegungsstation nach 45km nur Wasser hab reichen lassen, kam es im weiteren Verlauf des Radfahrens zum Energiedefizit. Ich hatte zwar hochkonzentriertes Iso dabei aber das war nach 75km auch leer und so ging es dann nur mit Wasser zurück in die Wechselzone. Die letzten fünf Kilometer auf dem Rad waren echt kein Spaß mehr. Ich war am Kopf völlig überhitzt, die Beine waren ziemlich leer und die Motivation zu diesem Zeitpunkt absolut am Tiefpunkt. Wieso ich an diesem Tag nicht die gewünschten Wattwerte fahren konnte weiß ich nicht. Es kamen wohl einfach mehrere Sachen mit dem Wetter und der Verpflegung zusammen. Am Ende steht trotzdem eine Radzeit von 2:16 (248 Watt im Schnitt) zu Buche, was immerhin fast einem Schnitt von 40km/h entspricht - Und das ist alles andere als schlecht! Viele Athleten träumen davon so schnell auf dem Rad unterwegs zu sein ;-)
Die Zielsetzung fürs Laufen war vor dem Rennen einen 4er Schnitt so lange wie möglich durchzulaufen. Das das am Renntag hart werden würde war mir schon klar, als ich mit dem Rad in die Wechselzone lief. Das hat sich nämlich alles andere als locker angefühlt. Die ersten beiden Kilometer des Laufparts haben sich dann nichts desto trotz ganz gut angefühlt. 3:54 und 4:06 waren die Kilometerzeiten. Das sollten dann aber auch die schnellsten beiden Kilometer des Tages bleiben, denn danach war das Tempogefühl des Radfahrens weg und die knallharte Realität von 37 Grad, Kohlenhydratmangel und müden Beinen hat mich eingeholt.
An den Verpflegungsstationen habe ich mir immer viel Zeit genommen mich runterzukühlen und ausreichend zu trinken. Dadurch habe ich zwar immer etwas Zeit eingebüßt aber das war in meinen Augen sinnvoll investierte Zeit. Bei Kilometer 4 habe ich von Mama dann eine Flasche mit meinem eigenen Iso gereicht bekommen und so konnte ich zumindest annähernd mal wieder genug Energie in mich reinschütten. Das hat sich dann im späteren Verlauf des Halbmarathons auch ausgezahlt. Zwischen Kilometer 3 und 11 habe ich mich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch schlecht gefühlt. Ich bin zwar weiterhin solide Kilometer zwischen 4:20 und 4:30 gelaufen aber das gute Gefühl war einfach nicht da. Ab Kilometer 11 hat sich das dann schlagartig geändert. Da muss wohl der ganze Zucker des Isos und des Red Bulls im Gehirn angekommen sein. Das war dann echt ein geiles Gefühl! Das erste Mal seit 2h habe ich mich wieder gut gefühlt und konnte auch wieder deutlich schneller laufen. Ich glaube wenn ich dieses Hoch, auch wenn es Leder nur für vier Kilometer angehalten hat, nicht gehabt hätte, dann wäre das echt ein langer Lauf geworden. So konnte ich dann immerhin vier deutlich schnellere Kilometer (Zwischen den Verpflegungsstationen bin ich fast wieder im 4er Schnitt gelaufen) laufen. Das war dann zwar bei Kilometer 14 wieder vorbei aber das gute Gefühl blieb zum Glück.
Mittlerweile wurden 49 Grad Asphalttemperatur auf der Laufstrecke gemessen aber das hat mich in dem Moment nicht sonderlich gestört. Es ist einfach unfassbar was der Körper leisten kann, wenn es der Psyche gut geht. So wurde die letzte Runde (Wir sind insgesamt 3 Runden von je 7km Länge gelaufen) über Asphalt, Pflaster, Rasen und den Sand der Pferderennbahn dann fast zum Kinderspiel :-) Nach 4:27h lief ich auf Platz 6 meiner Altersklasse und mit neuer persönlicher Bestzeit (Okay, in Amsterdam habe ich mal eine 4:19h gemacht aber da war die Strecke auch deutlich zu kurz) glücklich ins Ziel. Ich war wirklich froh als das Rennen vorbei war, denn körperlich war ich echt fertig.
Platz 6 bei einer Weltmeisterschaft - Das ist wirklich geil!
Von der sportlichen Leistung her war es bestimmt nicht mein bestes Rennen. Von der psychischen Leistung her war es aber eins meiner besten. Es gab viele Höhen und Tiefen und es gab auch viele gute und schlechte Sachen während des Rennens. Und das nehme ich mit in die nächsten Trainingswochen und Rennen. Ich habe in diesen 4,5h viel gelernt und weiß jetzt, an welchen Stellschrauben ich noch drehen muss. Und ich weiß auch, dass ich auf einem sehr guten Weg bin. Was ich aber eigentlich viel wichtiger finde ist die Tatsache, dass dieses Rennen mal wieder gezeigt hat, wie leistungsstark unser Körper ist.
Für mich geht es jetzt vom 15.5-25.6 zusammen mit Kumpels in die Alpen ins Trainingslager. Zum Abschluss der elf Tage fahre ich den Dreiländergiro mit. Das Rennen über 168km und 3300HM bin ich 2012 schon einmal gefahren. Damals war es meine erste große Tour durch die Alpen. Dieses Jahr wird es einfach nur eine coole Trainingseinheit durch die Berge. Da freue ich mich schon drauf :-) Das Training wird jetzt auf jeden Fall deutlich umfangreicher werden, da der Schwerpunkt jetzt auf der Vorbereitung für den Ironman Hamburg am 13. August liegt.